Eine „runde Sache“ - 30 Jahre Fougères-Austausch

Die Gäste aus Fougères in Kommern

Unmittelbar an die Osterferien schloss sich der diesjährige Besuch  unserer Partner aus Fougères an. Schon am Abend des letzten Feriensonntages konnten wir 19 Schülerinnen und Schüler des Collège Sainte Marie begrüßen, wie im vergangenen Jahr begleitet von den sehr geschätzten Kollegen Brigitte Reuzé und David Sauton. Die diesjährige Auflage des Besuchs steht unter einem besonderen Stern: Das Austauschprogramm unserer Schule mit dem Collège Sainte Marie, einer katholischen Privatschule, feiert in diesem Jahr das 30-jährige Jubiläum. In dieser Zeit ermöglichte der Austausch weit mehr als 700 deutschen und ebenso vielen französischen Schülerinnen und Schülern umfassende Erlebnisse und Erfahrungen. Seit dem Jahr 1988 gibt es ihn also nun am St.-Angela-Gymnasium, diesen Schüleraustausch. 1988? Da war doch...? - Richtig, Steffi Graf gewann alle vier Grand-Slam-Turniere und das Olympia-Turnier, Céline Dion den Eurovision Song Contest (wenn auch für die Schweiz). Zugunglück in Paris, Flugunglück in Rammstein. Die Politiker hießen Kohl, Reagan, Gorbatschow, Mitterrand. Man tanzte zu „Ella, elle l'a“ von France Gall. Ja, sooo lange ist das schon her! In diesen 30 Jahren hat sich vieles verändert, einiges zum Positiven. Die innereuropäischen Grenzen kann man heute oft kaum noch erspüren, wenn man sie passiert, die verschiedenen Währungen sind längst passé, statt eines dicken und schweren Wörterbuchs nutzt man eine App. Die Smartphones haben auch die Kommunikation zwischen den Austauschpartnern revolutioniert. 1988 schrieb man einen Brief...brachte ihn zur Post...dann kam er, Wochen später, an...wurde gelesen...beantwortet...losgeschickt...brauchte wieder eine halbe Ewigkeit... und heute: eine Handynummer reicht, und schon wird gesimst, gemailt, gewhatsappt und vieles mehr – und das in Echtzeit. (Ganz Mutige nutzten auch 1988 schon das Telefon, aber das hatte noch ein Kabel, und die Eltern konnten mithören!) Dennoch ist das „Live-Erlebnis“ nicht zu toppen: Wenn man auf den Bus wartet, die Türen sich öffnen und man Ausschau hält nach „seinem“ Austauschpartner, dann ist das immer noch genauso spannend wie vor 30 Jahren. Man muss sich oft ein wenig zusammenraufen, als Gastgeber und erst recht als Gast. Das ist Teil des Abenteuers. Nur so kommt man in den Genuss dieser ganz persönlichen Erfahrungen, die einem die Lebenswirklichkeit und die Kultur des Partners näherbringen. Dementsprechend bot das offizielle Programm dieses Mal die Highlights (les incontournables) der vergangenen Jahre: Am Montag, nach der Begrüßung durch den Schulleiter und einer Führung durch die Schule, ging es zum Empfang ins Rathaus, wo die Bürgermeisterin, Frau Preiser-Marian, die Gruppe willkommen hieß. Anschließend gab es eine Stadtführung und eine Mittagspause, danach einen Sport- und Spielenachmittag voller Spaß und Action. Der gemeinsame Ausflug am Dienstag führte die deutschen und französischen Schüler nach Bonn, ins Haus der Geschichte, zum Fabrikverkauf eines ortsansässigen Fruchtbärenherstellers, mit dem Boot über den Rhein nach Königswinter, auf den Drachenfels und zu Konrad Adenauers Grab. Am Mittwochvormittag war Schule angesagt: Der Unterrichtsbesuch der Gäste offenbarte nicht selten deutliche Unterschiede zwischen den beiden Schulsystemen. Donnerstags sahen sich die französischen Schülerinnen, Schüler und Kollegen in Köln um; hier standen der Dom, die Altstadt und das Sport- und Olympiamuseum im Mittelpunkt. Am Freitag wurde im Freilichtmuseum Kommern Brot gebacken, aber ohne Strom – so wie... - nein, diesmal nicht vor 30 Jahren, sondern eher wie vor hundert Jahren. Der Abschiedsabend wurde kulinarisch von den Gastgebern gestaltet, kulturell von den Gästen. Anlässlich des Jubiläums bekam jeder französische Teilnehmer eine Urkunde, die die Teilnahme bestätigt und die man in 30 Jahren gerne noch einmal herauskramt, um dann zu erzählen: „Ach ja, vor dreißig Jahren...“. In diesem Sinne sei allen Beteiligten herzlich gedankt: den französischen und den deutschen Kollegen, die dieses Programm unterstützt und ermöglicht haben, den Eltern, die für eine Woche einen Gast beherbergt, versorgt und unterhalten haben, und natürlich den Schülerinnen und Schülern, ohne die solch ein Austausch gar nicht denkbar wäre. Nun freuen wir uns auf den Besuch Ende September in Fougères!

Bis bald! A bientôt!

JM