Ein neuer Kerzenständer für unsere Angela-Merici-Statue

Bald schon wird unsere St. Angela-Statue 25 Jahre alt. Für das von Papst Johannes Paul II. ausgerufene Heilige Jahr 2000 hatten wir sie von Wolfgang Metzler anfertigen lassen und am 27. Januar 2000 feierlich von Oberstufen-Schülern durch ein Spalier von Schülerinnen und Schülern ins Schulgebäude getragen und dort vom damaligen Schulseelsorger Johannes Wirthmüller gesegnet. Der Künstler selbst war anwesend, um an dem festlichen Ereignis teilzunehmen und Fragen zur Gestaltung zu beantworten. Seither hatte sie ihren Ort im Foyer des Altbaus. Ein Kerzenständer im barocken Stil, der jeweils Kerzen in den liturgischen Farben des Kirchenjahres trug, ist im Zuge der Flut davongeschwommen. Von Anfang an ha-ben wir die Statue am Gedenktag der hl. Angela Merici, dem 27. Januar, mit einem Kranz von weißen und gelben Primeln um ihre Füße herum dezent geschmückt. 2022 und 2023 stand eine Kerze dann auf einem Gegenstand, der die Flut symbolisierte.

Als Wolfgang Metzler die Statue vom Schmutz der Flut reinigte, zeigte er mir bei der Ab-holung einen Kerzenständer, von dem er meinte, er passe ganz gut zu der Statue; diesen könne er uns überlassen. Dessen erstes Leben sei eine Wäschemangel gewesen, denn er arbeite gerne mit Gebrauchsgegenständen, um diesen eine neue Funktion zu geben. Nun tauchen Wäschemangeln historisch betrachtet erst nach der Industrialisierung auf, nicht jedoch zu Lebzeiten der Angela Merici. Gleichwohl war unsere Patronin im Rahmen von Haushaltsaufgaben in Familien und bei Personen, zu denen sie bereits in der Zeit geschickt wurde, als sie noch Terziarin bei den Franziskanern war, auch mit dem Reinigen von Wäsche befasst. Wäschewaschen bedeutete damals das Eintauchen in Wasserbehältnisse oder in fließende Gewässer, Pottasche diente zur Reinigung von Schmutz und Flecken und ließ eine Lauge entstehen. Seifen waren recht teuer und entsprechend selten. Die so gewaschenen Wäschestücke mussten auf Steinen ausgeschlagen oder per Hand ausgewrungen und schließlich in der Sonne gebleicht und getrocknet werden. Das Aufkommen von Wäsche-mangeln nahezu drei Jahrhunderte später kennzeichnete eine wesentliche Arbeitserleichte-rung, weil die Nässe zwischen zwei von einer Handkurbel betriebenen Holzrollen effektiver aus den Wäschestücken zu pressen war. Auch wenn die hl. Angela noch keine Wäscheman-geln zu Verfügung hatte, erinnert der neue Kerzenständer doch zu Recht an die Aufgaben, die sie mit ihren Gefährtinnen und später in der von ihr gegründeten Ordensgemeinschaft wahrgenommen hat, war es doch gerade das Neue, dass man nicht hinter Klostermauern leben, arbeiten und beten wollte, sondern mitten unter den Menschen, denen man zu helfen und zu dienen pflegte. Heute würden wir von sozial-caritativer oder diakonischer Arbeit sprechen, die unsere Kirchen erkennbar prägt.

Unter diesem Gesichtspunkt und auch wegen der schlichten und klaren Linien, des Materials und auch des Metallkranzes im unteren Teil, der die Handarbeit symbolisiert – auch wenn der Künstler die Kurbel nicht auch noch verwerten konnte – erscheint mir der neue Kerzenständer durchaus passend zu sein. Jedenfalls sind wir nunmehr nicht mehr traurig über den Verlust seines Vorgängers, den einige Kunstverständige eher als Glücksfall eingestuft hatten. Wir danken Wolfgang Metzler für das uns zugedachte, sehr zweckmäßige Geschenk; immerhin stammen auf diese Weise Statue und Kerzenständer aus derselben künstlerischen Hand. Am 27. Januar 2024, dem Gedenktag der hl. Angela Merici, der zugleich der Weihetag unserer St. Angela-Kapelle ist, steht er zum ersten Mal an seinem neuen Ort

bei unserer Schulpatronin. Nach Abschluss der Altbausanierung wird die Statue wieder wie früher im Bereich des Haupteingangs ihren Platz finden.

 

Georg Schneider


"Unsere Angela" nach der Flut

Die Flutnacht im Juli 2021 hatte auch unsere Angela-Statue erreicht: Der steigende Wasserstand ließ sie umstürzen und aufschwimmen; der Schulleiter fand sie auf einem Haufen Treibgut im Eingangsbereich der Schule vor.

Dank einer dreifach aufgetragenen Wachs-Öl-Schicht im Jahr 2000 ist sie nur an wenigen Stellen kontaminiert. Das ist ein Glück. Der Künstler selbst, Wolfgang Metzler, übernahm in den Weihnachtsferien die Restaurierung durch gründliche Reinigung und stellenweise Abschabung von Schmutzpartikeln besonders an schwer zugänglichen Stellen der Skulptur. Eine frische Schutzschicht wurde aufgetragen. 

Seit dem Schulbeginn nach den Weihnachtsferien ist sie wieder bei uns und zwar an wechselnden Orten der Baustelle. Wir nennen dieses Projekt, das die Schulpatronin mit den beschädigten Gebäudeteilen unserer Schule verbindet, "St. Angela nach den Fluten". Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer treffen auf diese Weise täglich auf den in der Statue repräsentierten Geist der Schulpatronin Angela Merici und werden an bessere Zeiten erinnert. Ihre Präsenz ist uns wichtig.

G. Schneider

In der Werkstatt des Künstlers in Nettersheim-Tondorf
Unsere restaurierte Angela-Statue im Containerbau
Die Angela-Statue im Treppenaufgang des Eingangs 3
Transfer der Statue vom Containerbau zum Hauptgebäude
Die Angela-Statue am Treppenaufgang im Neubau
Die Angela-Statue im Abstellraum Neubau Foyer
Die St.-Angela mitten im Containerbau
Schulpatronin zu ihrer Zeit: Handeln aus dem Motiv der Christusnachfolge  Angela Merici erlebte in ihrer Heimat am südlichen Ufer des Gardasees im Laufe ihres Lebens mehrfach Durchmärsche von Truppen unterschiedlicher Herrscher. Der Sforza-Fürst zog si
Die Angela-Statue vor dem Treppenaufgang Eingang 2
Die Angela-Statue vor dem Treppenaufgang Eingang 2

Schulpatronin zu ihrer Zeit: Handeln aus dem Motiv der Christusnachfolge

Angela Merici erlebte in ihrer Heimat am südlichen Ufer des Gardasees im Laufe ihres Lebens mehrfach Durchmärsche von Truppen unterschiedlicher Herrscher. Der Sforza-Fürst zog sich zumeist in sichere Bergregionen nördlich zurück. Angela blieb mit ihren Gefährtinnen trotz der Gefahren vor Ort und führte ihre sozial-caritative Arbeit in bedürftigen Familien fort; darüber hinaus kümmerte sie sich um Verletzte und Leidgeprüfte am Rande dieser militärischen Bewegungen. Heute sprechen wir in diesem Zusammenhang von 'humanitärer Hilfe'. Angela Merici agierte darüber hinaus aus tiefster christlicher Überzeugung und Motivation. Sehr aktuell!

Wer mehr lesen möchte, den verweise ich auf die Arbeiten von Anne Conrad über die hl. Angela (Literaturangaben in der Festschrift zum 425. Jubiläum, S.56).

G. Schneider